Offenes Wohnen liegt im Trend. Wird heute neu gebaut oder werden alte Schmuckstücke sarniert, dann soll es meist offen, hell und weitläufig sein. Gerade bei knapper Quadratmeterzahl erzeugt man durch fehlende Wände, durchgängige Böden und viele Fenster ein Gefühl von Großzügigkeit. Diesen Trick hat auch Annika in ihrem 130 qm-Doppelhaus genutzt und vor knapp 2,5 Jahren die Wand zum Arbeitszimmer entfernen lassen. Der Arbeitsplatz wurde ins Wohnzimmer integriert, der Raum ist jetzt offen, größer und vor allem deutlich heller als vorher.
Offene, große Räume bringen häufig jedoch auch ein Schallproblem mit sich. Wenn man dann noch eher minimalistisch unterwegs ist, ist das für die Akustik nicht unbedingt besser. Annika´s Erdgeschoss vereint Küche, Esszimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer und mittendrin den Treppenaufgang zum oberen Stockwerk. Dieser Treppenaufgang fungierte bisher als Trichter für Geräusche aller Art. Trotz ständiger Umräumaktionen ließ sich kein perfekter Platz für den Fernseher finden, ohne dass die Kids einem unfreiwilligen Hörspiel zum Thema “Weltuntergang” beiwohnten, wenn wir “World War Z” guckten. Andersherum im Übrigen genauso: Lego City Teil 1.487, sehr spannende Geschichte, vor allem, wenn man sie zum x-ten Mal hört. Und bevor die Frage aufkommt: die Kinderzimmertüren waren geschlossen.

Boah, ist das laut!
Dieser ständige Geräuschpegel ging uns so gehörig auf den Senkel, dass wir diverse Optionen der Schalldämpfung prüften:
- Kneipenvorhang
- Schiebetür vor der Treppe
- Schallschutztüren in den Kinderzimmern
Keiner dieser Maßnahmen war praktikabel – geschweige denn erfolgreich. Der Schall wird durch den Treppenschacht nach oben bzw. unten getragen und man hat ständig das Gefühl, mittendrin zu sein. Offen Wohnen bekommt hier eine ganz andere Bedeutung. Gerade in stay-at-home-Zeiten ist der Drang nach “Ruhe” allgegenwärtig und das Problem musste gelöst werden.
Katrin entdeckte dann Akustikplatten aus Holz, sogenannte Akupanele. Hergestellt von der Firma Wood Upp aus recyceltem PET Material und Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, produziert in Dänemark. Und: sie sehen großartig aus. Die Akupanele absorbieren den Schall und beseitigen den Nachhall. Überall dort, wo der Schall auf “nackte Flächen” trifft, wird er zurückgeworfen und macht Lärm. Die Akupanele schlucken diesen Schall und verändern die gesamte Akustik in einem Raum. Die Anbringung ist kinderleicht: entweder schraubt man die Panele durch den Filz direkt an die Wand oder auf eine Lattung mit dahinterliegender Mineralwolle, je nach gewünschtem Effekt. Die Akupanele können als ganze Lamellenwand, als Teilstück, einzeln als Kopfteil fürs Bett oder sogar als Lamellendecke montiert werden. Es gibt natürlich verschiedene Hölzer und Filzfarben.
Modernes Design, das Schall absorbiert?
Wir waren totally in love! Annika´s Mann ebenso – das könnte eine Lösung für unser ewiges Lärmproblem sein! Ehrlich gesagt hat aber in erster Linie die Optik überzeugt, die ein bisschen Dänemark-Urlaubs-Atmosphäre schafft. Wir haben sofort angefangen zu messen und zu planen. Auch wenn die Montage kinderleicht ist, wollten wir lieber Björn beauftragen, die Teile im Treppenhaus anzubringen, dann bitte auch direkt mit der entsprechenden Lattenkonstruktion und Mineralwolle – wenn schon, denn schon. Björn wusste zwar noch nicht genau, wie er die Panele an der Schräge montieren soll, sagte aber zu. Heimlich hoffte er wohl, dass die Panele nicht zeitig geliefert wurden. Weit gefehlt, es lief alles nach Plan:

Acht Akupanele in Eiche natur mit grauem Filz wollten im Treppenhaus montiert werden.
Acht Akupanele und acht Stunden schimpfender Björn samt Akrobatik auf der Treppe – ein Träumchen. Wir haben ihm aber versprochen, dass er am Ende sagen wird, wie geil es aussieht und sich freut, das Projekt mit uns gemacht zu haben. Natürlich haben wir unser Wort gehalten.
Schon nach Montage der Lattenkonstruktion mit der Mineralwolle war ein kleiner Effekt spürbar. Maßgabe war das geliebte Schlagerradio von Björn, was er zur Strafe in Dauerschleife rumdudeln lässt, wenn er für uns arbeitet. Nachdem die Akupanele an der Stirnseite hingen, war Andrea Berg nur noch ein leises Säuseln und erträglich. Knifflig wurde die Montage der Panele aber an der Schräge. Nach zig gemeinsamen Projekten lässt Björn einen dann doch tatsächlich ein wenig helfen (wir sind ein bisschen stolz): am Ende hat Annika im Treppenhaus auf einer Leiter die Panele gehalten und Björn sie vom Obergeschoss an die Latten geschossen.
Der Effekt war im doppelten Sinne großartig: die Optik war mega und der Soundeffekt gigantisch. Florian Silbereisen trällert im Badezimmer. Und zwar nur im Badezimmer. Im Treppenhaus und im Erdgeschoss hören wir nix. Auch nicht, als Björn das Radio lauter dreht. Wir sind baff. Auf eine spürbare Schallreduktion haben wir gehofft, aber mit diesem Effekt hat definitiv niemand von uns gerechnet. Den Rest der Woche sind wir brüllend die Treppe rauf und runter und haben zig Sachen ausprobiert:
M: “Schatz, hörst du das Wasser?”
A: “Mach den Hahn mal an!”
M: “Der ist schon an!”
Wie Sie hören, hören Sie nix!
Wenn man jetzt ins Obergeschoss geht, ist es fast so, als würde man in einen überdimensionierten Noise-Canceling-Kopfhörer klettern – herrlich. Ab sofort hören wir kein Einlaufen der Badewanne mehr, kein Lego City-Hörspiel, keine Alexa-Fragen der Kids, keine knallenden Zimmertüren und auch kein “Maaamaaaaaaaaa!”. Letzteres nur so ein bisschen – aber so leise, dass man es auch mal ignorieren kann. Und kein Scherz: das Stresslevel geht sofort runter, auch mit offenem Wohnkonzept.
Und Björn findet die Akupanele so genial, dass er sich freut, dass Projekt mit uns gemacht zu haben. Wir mussten ihm trotzdem versprechen, ihn die kommenden 3 Monate nicht anzurufen. Natürlich nur, weil er ausgebucht ist. Versteht sich.
vorher nachher